Zwischen Herz und Haltung: Emotionen im Recruiting richtig einsetzen

Der Recruiting-Prozess ist mehr als ein rationales Matching von Lebensläufen und Anforderungsprofilen. Er ist auch ein persönlicher Austausch – zwischen Menschen, mit Werten, Erfahrungen und Emotionen. Doch wie viel Gefühl ist angemessen? Und wann kippt Authentizität in Unbeherrschtheit?

Gerade im Spannungsfeld zwischen Herz und Haltung stellt sich für Kandidat:innen und Beratende gleichermaßen die Frage: Welche Emotionen dürfen sichtbar sein – und welche besser nicht?

Für Kandidat:innen ist ein Auswahlprozess oft eine intensive Zeit: Hoffnung, Neugier, Unsicherheit oder auch der Wunsch nach Veränderung – all das schwingt mit. Wer hier authentisch auftritt, darf durchaus Leidenschaft für das eigene Fachgebiet zeigen, mit einem Augenzwinkern überzeugen oder auch auf schwierige Etappen der Karriere ehrlich eingehen. Emotionale Intelligenz wirkt in Gesprächen oft verbindender als perfekte Selbstinszenierung.

Wichtig ist: Enttäuschungen oder Frustration über frühere Arbeitgeber oder Kolleg:innen dürfen benannt werden – aber nie im Tonfall des „Dampfablassens“. Souveränität zeigt sich gerade darin, wie man über Misserfolge oder Konflikte spricht: lösungsorientiert, reflektiert und respektvoll.

Auch auf Beraterseite ist emotionale Intelligenz gefragt. Ein offenes, empathisches Gespräch auf Augenhöhe schafft Vertrauen – und ist oft der Schlüssel zu tieferem Verständnis für Motivation und Passung. Witz, Wärme und persönliche Nähe sind dabei keine Tabus – sie machen Gespräche menschlich. Entscheidend ist, eine professionelle Haltung zu bewahren, ohne sich hinter Floskeln zu verstecken.

Emotion gehört zum Recruiting dazu – solange sie bewusst eingesetzt, nicht instrumentalisiert und mit Respekt geführt wird. Gerade in Top-Level-Positionen entscheidet oft nicht nur der Lebenslauf, sondern auch das persönliche Miteinander.