Die durchschnittliche Dauer im Recruitingprozess von Beginn bis zur Entscheidung über die Einstellung hat sich spürbar verlängert. Dies ist das Ergebnis des Recruiting Efficiency Audit für 2015 von CBE, Im Vergleich zu 2015 verlängerte sich der Recruiting-Ablauf um 26 Werktage. Wirtschaftlich fallen damit hohe Kosten an, die von den Unternehmen getragen werden müssen.
Eigentlich sollte doch die Digitalisierung dazu beitragen, die Prozesse effizienter und schneller zu gestalten. Wie kommt es dann zu dieser Ausweitung des Aufwandes, kann man hier fragen. Der Grund offenbart sich nicht intuitiv, ist aber plausibel. Mit neuen Methoden werden die Prozesse umfassender, Anforderungskataloge weiten sich mit der wachsenden Möglichkeit der Datenbestände aus, statt sich zu verschlanken. Damit schnellt der Aufwand der Screeningprozesse aufgrund der zunehmend ausgefeilteren Kriterien und immer kleinteiligeren Anforderungsprofile gern in die Höhe.
Hier offenbaren sich mehrere Facetten eines Problems: Erstens steigt mit dieser Vorgehensweise nicht zwangsläufig die Qualität. Mit durchschnittlich 68 Werktagen sind die festgestellten Zeiträume nach Erkenntnissen von CBE in der Regel 37 Werktage zu lang. Bereits ab 31 Tagen sei die Qualität der Einstellungen auf gleichbleibendem Niveau, die längere Zeitdauer führt demnach nicht zu einer Qualitätsverbesserung. Das heißt, mit dem erhöhten Aufwand entsteht nur die Illusion einer höheren Qualität, die zugleich auch in ihr Gegenteil münden kann. Des Weiteren ist hier zu bedenken, dass es eine gestiegene Erwartung von Bewerberinnen und Bewerbern gibt, möglichst zügig Informationen zum Recruiting zu erhalten, idealerweise sogar schon eine verbindliche Entscheidung. Viele Studien wie beispielsweise die Stepstone Trendstudie streichen diese immer weiter zunehmende Bedeutung der Geschwindigkeit im Recruitingprozess deutlich heraus.
Unser Fazit: Das Recruiting sollte der Versuchung widerstehen, enormen Datenaufwand nur zum Selbstzweck zu betreiben. Leicht kann man dabei in eine selbst gestellte Daten-Falle treten und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Bewerberinnen und Bewerber erwarten höhere Geschwindigkeiten, denen Rechnung getragen werden sollte von allen Seiten.
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