Roboter für das Bewerberinterview?

Allein in Deutschland arbeiten über 20.000 Roboter in der Industrie. Aber nicht nur für den industriellen Herstellungsprozess findet die Robotik Anwendung, sondern auch im betrieblichen Personalwesen. Stephan Finsterbusch berichtet am 2. März in F.A.Z net von australischen Wissenschaftlern der La-Trobe-Universität in Melbourne, die einen „Kandidatenauswahlroboter“ namens Matilda entwickelt haben. Matilda funktioniert mittels eines Anschlusses an das Internet oder eine Datenbank und kann Bewerbern innerhalb einer halben Stunde ca. 76 Fragen stellen. Zudem soll der Roboter Kandidaten dabei entsprechend beobachten, ihr Verhalten sowie die Antworten analysieren und auswerten.

Dass diese Technik nicht nur in Australien genutzt wird, sondern in Ansätzen auch schon in Deutschland angewandt wird, erfuhr ich just von einer Bekannten, die mir bestürzt von Ihrem telefonischen Vorstellungsgespräch mit einem Roboter berichtete. Inwiefern dabei die emotionale Lage der Bewerber beachtet wird, die sich offensichtlich in einer sehr ungewohnten Situation wiederfinden, darf hinterfragt werden wie die Fähigkeit des Roboters „zwischen den Zeilen zu lesen“.

Wird die prognostische Validität  einer auf dieser Basis getroffenen Eignungsaussage tatsächlich gesteigert? Oder stehen nicht primär Effizienzüberlegungen im Vordergrund? Die Einsparung zeitlicher und personeller Ressourcen?  Was passiert mit den Positionen, die durch solche Roboter redundant werden?

Japan wirkt beispielsweise der Automatisierungswelle auf erstaunliche Art und Weise entgegen, wie Martin Kölling am 2. März im Handelsblatt berichtet.  Verwundert begegnet man dort menschlichen Schilderhaltern oder knopfdrückenden Aufzugführern. Roboter werden dort zwar weitläufig eingesetzt  – die Weiterbeschäftigung oder Andersbeschäftigung der Menschen in Japan spielt aber weiterhin eine wichtige Rolle.

 

Quellen:

Stephan Finsterbusch: Künstliche Intelligenz. Warum Roboter jetzt sogar schwitzen. In: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/kuenstliche-intelligenz-ki-warum-roboter-jetzt-schwitzen-14868306.html?utm_source=www.humanresourcesmanager.de (02.03.2017)

Martin Kölling: Japans Antwort auf Roboter. Sinnlose Jobs – die Zukunft der Arbeit. In: http://www.handelsblatt.com/politik/international/weltgeschichten/koelling/japans-antwort-auf-roboter-wider-die-roboterlogik/19194514-3.html (02.03.2017)

 

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