Der Weltfrauentag – eine Chronik der Frauenrechte im Laufe der Zeit

29 verschiedene Länder feiern am 8. März weltweit den internationalen Frauentag. Der erste Frauentag hier in Deutschland fand am 19.März 1911 statt; dieses Jahr wird er also 110 Jahre alt. Aber was hat sich in der Gleichstellung der Geschlechter eigentlich in dieser Zeit getan und was muss noch getan werden? Es folgt eine kleine Chronik über den Verlauf der Frauenrechte im 20. Jahrhundert.

1900: Frauen an die Hochschulen!

Was heute selbstverständlich ist, war damals noch absolute Ausnahme: Frauen in Hochschulen und Universitäten. Frauen mussten lange um das Recht, studieren zu dürfen, kämpfen. Im Jahr 1900 dann erntete Frau die ersten Früchte dieses Kampfes: Das Großherzogtum Baden erlaubt als erster Bundesstaat die Immatrikulation für Frauen an Hochschulen – in Freiburg und Heidelberg.

1908: Frauen in der Politik erlaubt

Bis zum Mai 1908 war es Frauen per Gesetz untersagt, in der Politik tätig zu sein oder gar Mitglieder von Parteien oder Vereinen zu werden. Ein Glück, dass es heute anders ist – man denke nur an Frau Merkel, aber dazu später mehr.

1911: Erster Frauentag in Deutschland

Nach weltweiten Protesten zum Wahlrecht der Frauen, wie beispielsweise in England oder den Vereinigten Staaten durch die Suffragetten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurde der Frauentag 1911 zum ersten Mal gefeiert. In Deutschland rief die Sozialistin und Aktivistin Clara Zetkin den Frauentag ins Leben. Über eine halbe Million Frauen gehen damals in mehreren Ländern auf die Straße, um Widerstand zu leisten gegen die Vorenthaltung des Wahlrechts gegenüber Frauen. Seit 1914 gilt als offizielles Datum des internationalen Frauentages der 8. März. Das passive Frauenwahlrecht wurde in Deutschland allerdings erst 1918 etabliert. Immerhin.

1946: Ende des Nationalsozialismus in Deutschland und wieder Hoffnung für Frauen

Im Nationalsozialismus sollte die Frau möglichst daheim am Herd bleiben, um dem ideologischen Bild der perfekten Hausfrau und Mutter Rechnung zu tragen. Statt der Feier des internationalen Frauentages am 8. März wurde nun der Muttertag, dessen Begehung eher der politischen Gesinnung der Nationalsozialisten entsprach, zum Feiertag erhoben. Erst nach dieser Zeit nahm die Freiheit der Frauen wieder Fahrt auf. Wenn auch langsam. Ein Beispiel ist die Gründung des Bremer Frauenausschusses im März 1946 durch Anna Stiegler, Agnes Heineken, Käthe Popall, Irmgard Enderle und Anna-Klara Fischer: Sie riefen Frauen dazu auf, sich am Wiederaufbau der Stadt zu beteiligen und sich politisch zu engagieren.

1949: Formale Gleichstellung per Gesetz

Die SPD-Politikerin Elisabeth Selbert legte den Grundstein für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der jungen Bundesrepublik Deutschland. Sie sorgte zusammen mit Helene Weber, Frieda Nadig und Helene Wessel für den neuen Wortlaut des Artikels 3 im Grundgesetz: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Auch wenn heute in Sachen Gleichberechtigung immer noch viel zu tun ist, war dies der erste wichtige Schritt in die richtige Richtung.

1958: Befugnis zur Selbstverwaltung des eigenen Vermögens

Das tatsächliche Inkrafttreten des Gleichberechtigungsgesetzes im Jahr 1958 bringt auch die Abschaffung des alleinigen Entscheidungsrechts des Mannes in der Ehe mit sich. So wird das Recht des Mannes gestrichen, einen Arbeitsvertrag der Frau zu kündigen (sofern ihre Arbeit nicht ihre Pflichten in der Ehe und in der Kindererziehung beeinträchtigt) oder den Wohnsitz der Frau zu bestimmen. Außerdem bekommen Frauen das Recht, ihr in die Ehe eingebrachtes Vermögen selbst zu verwalten und den Führerschein zu machen, ohne vorher die Einwilligung des Ehemannes einzuholen. Ab 1962 dürfen Frauen dann auch tatsächlich ein eigenes Konto eröffnen.

1977: Frauen sind nicht mehr zur Führung des Haushaltes verpflichtet!

Seit 1977 dürfen Frauen ohne die vorherig einzuholende Erlaubnis vom Ehemann arbeiten. Unabhängig davon, ob ihr Engagement ihre ehelichen Pflichten tangiert.

1980: Gleicher Lohn für Mann und Frau

Das Gesetz zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern gibt an, dass Frauen den gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten wie Männer – bis heute allerdings ist dieses Ziel defacto nicht erreicht. Der (unbereinigte) Gender Pay-Gap ist nach wie vor ein präsentes Thema und betrug 2019 in Westdeutschland 19%. Der bereinigte Gender Pay Gap lag 2018 bei rund 6%.

1994: Frauen müssen nicht mehr den Namen des Ehemannes annehmen

Seit 1994 dürfen Frauen nicht mehr dazu gezwungen werden, den Namen des Ehemannes bei der Eheschließung anzunehmen.

2005: Eine Frau wird Bundeskanzlerin

Als erste Frau in der Geschichte der BRD wird Angela Merkel am 22. November 2005 zur Regierungschefin gewählt. Ihr Amt hat sie bis heute inne. Auch wenn sie bereits bekannt gab, dass sie für die nächste Wahl nicht mehr zur Verfügung steht, trägt sie eine bleibende Rolle der Geschichte der Gleichberechtigung in Deutschland.

2015: Frauenquote in Dax-Vorständen

Seit 2016 gilt für die 30 börsennotierten Unternehmen in Deutschland eine gesetzliche Quote von einem 30%igen Frauenanteil in den Aufsichtsräten. Ab 2018 soll in vom Bund mitbestimmten Gremien eine Frauenquote von 50:50 gelten. Zwar müssen seit 2016 ebenfalls 3500 große Konzerne freiwillige Vorgaben über den zukünftigen Anteil von Frauen in Führungspositionen treffen, dies hat im Gegensatz zur gesetzlichen Quote für die Dax-Konzerne  allerdings bisher wenig Wirkung gezeigt.

2018: Frauentag wird in Berlin zum Feiertag

2019: 100 Jahre Frauenwahlrecht

Im Jahr 2019 dürfen Frauen erst/schon seit 100 Jahren wählen. Anlässlich des denkwürdigen Datums wird auf Bundesebene darüber diskutiert, ob und wie sich der Anteil von Frauen im Parlament erhöhen lässt. Zuletzt lag er bei 31%. Es bleibt also noch Luft nach oben

Obwohl in den letzten 120 Jahren einiges passiert ist – faktisch auch viel mehr als das, was in dieser Liste Erwähnung finden konnte – gibt es im Sinne der Gleichberechtigung noch viel zu tun. Ein Beispiel ist die endgültige Beseitigung des bereits erwähnten Gender Pay Gap. Auch das Ehegattensplitting, das in Schweden übrigens schon in den 70er Jahren wieder abgeschafft wurde und hier in Deutschland noch heute viele Frauen bei der Entscheidung für eine Familie dazu bringt, alleinig daheim zu bleiben und für den Nachwuchs Sorge zu tragen, bleibt noch ein Stolperstein auf dem Weg zu wirklicher Gleichberechtigung. Nichtsdestotrotz haben die Frauen dieses Landes einige große Schritte in die richtige Richtung gemacht und wir hoffen, dass noch viele Folgen werden. Wir wünschen Ihnen einen schönen internationalen Frauentag!

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