Stirbt das Anschreiben im Zuge der Digitalisierung aus?

In Zeiten von Big Data, Matching-Algorithmen, Direct Search und Robot-Recruiting ist die Daseinsberechtigung und der Stellenwert von Anzeigen und Anschreiben neu zu hinterfragen. Schon heute verzichten große Unternehmen bisweilen gänzlich auf Anschreiben in ihren Bewerbungsformularen.

Personalverantwortliche klagen über Anschreiben, die sich aus austauschbaren Phrasen zusammensetzen und inhaltsleere Floskeln wiedergeben, vergessen dabei aber auch die Sicht der Bewerber: Wie reagiert man auf Stellenanzeigen, die sehr allgemeine Persönlichkeitskriterien verlangen?

Um aussagekräftige Anschreiben zu erhalten, braucht es aussagekräftige Stellenanzeigen, die dem beliebigen Allgemeinprinzip und sinnentleerten Worthülsen trotzen. Eine Studie des Wirtschaftspsychologen Prof. Dr. Kanning zeigt, dass „81 Prozent der Personaler möchten, dass Bewerber in ihrem Anschreiben deutlich machen, warum sie meinen, besonders gut auf die Stelle zu passen. 70 Prozent würden gerne etwas über die Stärken der Kandidaten lesen.“

Auch wenn ein Anschreiben keine psychologisch validierte Aussagekraft hat, die Problematik der vorteilhaften Selbstdarstellungsmanipulation mitschwingt und nicht jeder Bewerber ein geborener Schreiber ist, so lassen sich doch durchaus wertvolle Informationen extrahieren, die über die bloße schematische Darstellung der einzelnen beruflichen Stationen des Lebenslaufes hinausgehen. Länge und Prägnanz des Anschreibens lassen Rückschlüsse auf die Fähigkeiten zur Komplexitätsreduktion und zur Priorisierung zu. Auch die richtig angewandte Orthographie und Interpunktion sowie der adäquate Gebrauch von Fachtermini offenbaren Sicherheit in der Texterstellung und fachbezogenen Anwendung. Anschreiben geben dem Bewerber die Möglichkeit seine Passung zur Vakanz und seine Stärken akzentuierter hervorzugeben und gleichzeitig dem Personalverantwortlichen die Möglichkeit, erste ganzheitliche Eindrücke zum Bewerber zu gewinnen. So verwundert es nicht, dass „…für 71 Prozent der in der Studie Recruiting-Trends 2017 befragten Personaler… das Anschreiben das wichtigste Element bei der Bewerbung.“ ist.

Quelle: http://personalmarketing2null.de/2017/03/stellenanzeige-anschreiben-was-stirbt-zuerst/?utm_source=www.humanresourcesmanager.de

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