Mobilität von Morgen? Alle reden darüber doch was steckt denn wirklich dahinter – eine Trendanalyse

Der Umbruch in der Mobilitätsindustrie ist im vollen Gange. Autonomes Fahren, fliegende Taxen und Hyperloops sind Visionen, die gute Chancen haben, langfristig Realität zu werden. Die Trends, die mittelfristig realisierbar und teilweise Bedingung für die Realisierung der genannten Visionen sind, kommen in der Berichterstattung unserer Meinung nach allerdings zu kurz. Daher haben wir uns drei der wichtigsten Trends einmal genauer angeschaut.

Services für die „Individual Mobility“

Neben den aus diesem Sommer bekannten mietbaren E-Rollern und Fahrrädern versuchen auch die deutschen Automobilhersteller mit On-Demand Diensten in Richtung Shared-Mobility-Lösungen Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Seit März 2018 arbeiten z.B. Daimler und BMW in einem gemeinsamen Joint Venture. Über zahlreiche Plattformen sind die Autos anzumieten. Zu Beginn dieses Jahres wurde das Projekt jedoch weitestgehend eingestampft – der Car-Sharing Dienst in den USA wurde komplett eingestellt und auch in Europa werden die Angebote auf wenige Metropolen begrenzt. Grund dafür sind zu hohe Kosten und zu wenige Nutzer.

Ein anderes Modell, das aus unserer Sicht aber weniger nachhaltig ist, ist eine sogenannte Car-Subscription. Das Abo als Geschäftsmodell soll nun auch in die Automobilindustrie einziehen, Pläne dazu haben bereits Volvo, Porsche und Cadillac. Für einen monatlichen Betrag kann ein gewünschtes Auto inklusive der Kosten für Versicherung, Anmeldung und Instandhaltung, gemietet werden. Ein Upgrade des Modells kann nach einiger Zeit dann ebenfalls erfolgen. Der Trend geht weg vom Fahrzeug in Richtung Services. Welche Lösungen sich allerdings durchsetzen werden, steht noch in den Sternen.

Ein aktueller Trend sind Carsharing Services. Diese würden sicherlich durch autonomes Fahren profitieren. Tesla-Chef Elon Musk träumt bereits von Roboter-Taxen, die er noch 2020 etablieren möchte. Nach seinen Aussagen sollen sich bereits in Betrieb befindliche Teslas über ein Softwareupdate zu vollautomatisierten autonomen Autos umrüsten lassen. Der Vorteil: zusätzlich zum autonomen Fahren zur Arbeit, lassen sich dann die Autos auch als Taxi während der Arbeitszeit vermieten und würden so effizienter genutzt.

Künstliche Intelligenz und computergestützte Fahrassistenzsysteme

Schneller als autonome Fahrzeuge werden wohl KI und computergestützte Fahrassistenzsysteme etabliert werden bzw. verbessert werden können. Das Auto ist dann zwar noch nicht autonom unterwegs, dem Fahrer wird es jedoch weitaus einfacher gemacht und die Sicherheit im Straßenverkehr wird erhöht. Dafür sind die großen Autobauer bereits Kooperationen mit Softwaregiganten wie Microsoft, Google und Apple eingegangen. Unter anderem sollen Knöpfe und Touchscreens durch Sprachsteuerung ersetzt werden, die auch offline funktioniert. Zusätzlich soll sich der Algorithmus auch an den Fahrer und seine Verhaltensmuster anpassen können.

Eine weitere Idee, um den Fahrer nicht durch Menüscreens vom Verkehr abzulenken, hat das Unternehmen Navion. Dabei geht es um ein sogenanntes Holographic-Augmented-Reality-Navigationsgerät. Hier werden alle wichtigen Informationen für den Fahrer auf der Windschutzscheibe eingeblendet. Dabei wird auf Fußgänger und Radfahrer aufmerksam gemacht und der Fahrer folgt einfach der empfohlenen Fahrlinie. Damit der Fahrer nicht durch diese Anzeige abgelenkt wird, ist ihr virtueller Punkt zehn Meter vor der Motorhaube angesetzt.

Dekarbonisierung der Mobilität

Während Elektroautos nur langsam in das deutsche Stadtbild einziehen, stockt auch die Einführung von Elektrobussen. Hauptgrund dafür sind die fehlende Infrastruktur und die Lieferengpässe europäischer Hersteller. Gegenteilig dazu steht der Erfolg des Streetscooter, dem elektronischen Transporter der DHL. Aber auch dort gibt es noch einige Probleme zu lösen.

Eine weitere alternative Antriebsmethode ist die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle. Der klare Vorteil: sauberer Treibstoff und die Speicherung regenerativen Stroms bei dessen Überproduktion. Nachteil: das Henne-Ei-Problem und der Preis. Zwar haben die meisten Autobauer Wasserstoffautos geplant, auf dem Markt finden sich allerdings hauptsächlich Modelle von Toyota und Hyundai. Die fehlende Tankstelleninfrastruktur sorgt auch weiterhin dazu, dass wenige „H-Autos“ nachgefragt werden. Ein weiteres Problem sind die starken Wirkungsgradverluste bei der Herstellung und dem Transport des Wasserstoffs, die wieder zu höheren Nutzungskosten führen. Auch wird der Großteil des Wasserstoffes heute noch nicht durch grüne Energie erzeugt, sondern aus Erdgas. Ausgereift ist die Technologie noch nicht, aber Befürworter gehen von höheren Wirkungsgraden bei gleichzeitig sinkenden Kosten in der zweiten Hälfte der 20iger Jahren aus.

Anders als bei Privatfahrzeugen könnte sich allerdings die Brennstoffzelle für große und schwere Transportmittel schneller lohnen. Unternehmen wie Nikola Motors, ein amerikanischer Truckhersteller, treiben den Umstieg auf die Brennstoffzelle im Straßen-Güterverkehr voran. Auch skandinavische Unternehmen wie Nel ASA und PowerCell versuchen einerseits Infrastruktur aufzubauen (Nel), oder andererseits bessere Brennstoffzellen zu erfinden (z. B. in Zusammenarbeit mit dem DLR). Hierbei wird nicht nur auf LKWs gesetzt, sondern auch auf mit Wasserstoff betriebene Fähren und Züge. Auch wenn die Projekte noch in den Anfängen stecken, scheint Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft durchaus realistisch. Die Börsen scheinen jedenfalls davon überzeugt zu sein. Aktien von Unternehmen aus dem Wasserstoff-Sektor stiegen im letzten Jahr massiv an. Das Unternehmen ITM Power aus Großbritannien konnte seit Anfang 2019 bspw. einen Kursanstieg von fast 500% verbuchen. Auch wenn es sich hierbei aktuell noch um Spekulation handelt, die vielen verschiedenen innovativen Projekte und Unternehmen machen doch Hoffnung auf einen zügigen Umstieg von fossilen zu regenerativen Antriebsmethoden in der Mobilitätsindustrie!

Und klar ist auch zur Umsetzung dieser innovativen Projekte benötigt es nicht nur innovative Unternehmen, sondern auch qualifizierte und engagierte Führungskräfte, Mitarbeitende und Fachkräfte.

 

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